Mai 2021

Make or Buy - Trends im Europäischen PET Recycling.

PET Flaschen

Wandel auf dem Markt für recyceltes PET in Europa. Wir analysieren Treiber und Trends erfolgreicher Kreislaufwirtschaft am Beispiel von PET Flaschen.

Der Europäische Recyclingmarkt ist in Bewegung. Seit die EU ihren Circular economy action plan und die zugehörige Plastics strategy veröffentlicht hat, sind die Tage von Einweg-Produkten in zahlreichen Plastikanwendungen gezählt. Für andere Kunststoffartikel, die aus unserem täglichen Leben weiterhin nicht wegzudenken sind, wurden klare Recyclingziele festgelegt. Diese Anpassungen im regulatorischen Umfeld werden von einer bemerkenswerten Änderung im Konsumentenverhalten begleitet, das zunehmend sensibler für ökologische Fragestellungen ist, insbesondere für Abfallvermeidung und glaubwürdige Kreislauf-Systeme im Verpackungsbereich. 

EU setzt Vorgaben für Sammlung und Rezyklateinsatz

PET zählt zu den wichtigsten Kunststoffen für den Verpackungssektor. Verarbeitet zu Flaschen in einer endlosen Fülle von Formen und Volumen finden wir es vor allem in der Getränkeabteilung in unserem Alltag wieder. Bis 2019 hat die EU für diese PET Flaschen eine Sammelquote von 90 % vorgeschrieben. Das bedeutet, dass EU-weit mindestens 90 % der in Umlauf gebrachten Flaschen wieder gesammelt werden müssen. Das Entstehen neuer Pfand- und Sammelsysteme in einer Vielzahl europäischer Länder ist mehr als wahrscheinlich.

Bis 2030 müssen neue PET Flaschen aus mindestens 30 % recyceltem Material (rPET) bestehen, was den Markt für PET Recycling weiter stimulieren wird. Aber was ist für einen nachhaltigen PET Kreislauf überhaupt entscheidend?

Erfolgsfaktoren für einen Closed-Loop

Um eine Flasche aus recyceltem PET herzustellen, in die später zum Beispiel Limonade abgefüllt werden kann, wird rPET in Lebensmittelqualität benötigt. Der Schlüssel zu einem erfolgreichen, sprich wirtschaftlich nachhaltigen Kreislauf ist (wie bei den meisten Recyclingansätzen) eine möglichst sortenreine Sammlung. Der Ausschluss von Fremd- und Störstoffen schon bei der Sammlung erübrigt beim späteren Recyclingprozess umfangreiche Sortierungs- und Reinigungsschritte und spart damit immense Kosten. Daher haben in einer gesamteuropäischen Betrachtung die Länder, die bereits über ein erfolgreiches Pfand- und Sammelsystem verfügen in Sachen PET Recycling einen deutlichen Standortvorteil. Eine möglichst effiziente Sammlung von PET Flaschen garantiert im Anschluss einen kostenoptimierten Recyclingprozess, aus dem qualitativ hochwertiges rPET gewonnen werden kann. Als Beispiel für ein gut entwickeltes Pfand- und Sammelsystem aus dem große Inputmengen für das anschließende Recycling generiert werden, kann Deutschland dienen. Die deutsche Recycling-Landschaft, geprägt von vergleichsweise wenigen PET Recycling-Unternehmungen mit hohem Mengendurchsatz, produziert jährlich circa 260 kt rPET in Lebensmittelqualität und führt damit im Europäischen Vergleich.                                                                                          

Nicht jedes gesammelte Kilogramm PET wird jedoch zur höchsten Qualitätsstufe aufbereitet und pelletiert angeboten. Rund 40 % des rPET in der EU wird in geringerePET_Sharesn Qualitätsstufen, unterhalb des Lebensmittelstandards produziert. Weitere 20 % werden nicht pelletiert, sondern als Häckselgut (rPET flakes) verkauft. Während rPET Pellets in Lebensmittelqualität mit rund 1.200  €/t gehandelt werden und die derzeit auf dem Markt verfügbaren Mengen insgesamt limitiert und zu einem großen Teil in langfristigen Lieferverträgen gebunden sind, sehen wir eine deutlich steigende Preistendenz in den nächsten Jahren.

Der zweite große Erfolgsfaktor sind folgerichtig starke Partnerschaften entlang der Wertschöpfungskette. Mit einem begrenzten Angebot und steigenden Preisen, werden die Hersteller von Flaschenrohlingen in Zukunft noch stärker von guten Lieferantenbeziehungen abhängen, um eine stabile Zulieferung ihres rPET sicherzustellen.

Best-Practice bei der Schwarz Gruppe

Ein Erfolgsbeispiel, bei dem neue Wege gegangen wurden, kann man bei der Schwarz Gruppe finden, bei der das PET Recycling in der eigenen Unternehmensgruppe realisiert wird. Mit rPET aus eigener Produktion werden bereits heute Rezyklateinsatzquoten weit oberhalb der EU-Ziele erreicht. Wasserflaschen der Marke “Saskia”, vertrieben beim Discounter der Schwarz-Gruppe “Lidl”, enthalten bis zu 60 % Rezyklat-Anteil. Mit diesem mutigen Schritt mussten die Verantwortlichen der Schwarz Gruppe zwar die nötigen Investitionen für das eigene Recycling auf sich nehmen, werden aber durch rund 50 % Kostenersparnis für jede eingesetzte Tonne rPET und weitgehender Unabhängigkeit vom rPET Markt belohnt.

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